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Die LIEBE in PAARBEZIEHUNG

  • susannawacha
  • 30. Apr.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 2. Juni


Paar in liebevoller Umarmung

SYMBIOTISCHE BEZIEHUNG

 

Hier liegt der Versuch, den manche Paare unbewusst unternehmen, sämtliche Gegensätze und die existenzielle Getrenntheit voneinander überwinden zu wollen. Solche Paare entwickeln eine symbiotische Beziehungskultur, die auf einer seelischen Ebene Ähnlichkeiten mit der symbiotischen Verschmelzung des Fötus mit der Mutter aufweist. Da alles Trennende als gefährlich und alles Verbindende als schön und sicher wahrgenommen wird, zeichnen sich auf diese Weise gelebte Beziehungen durch eine hohe Gleichschaltung aus. Gemeinsamkeit ist der Wert, der über allem steht.


Ganz praktisch regeln Paare dies zum Beispiel dadurch, dass beide nur dieselbe gemeinsame E-Mail-Adresse nutzen, den Anspruch haben, keinerlei Geheimnisse voreinander zu haben und in geschmacklichen Fragen, zum Beispiel, wie man sich kleidet oder die Wohnung einrichtet, jeder Partner immer nur das initiiert, wovon er sich sicher ist, dass es dem Partner gefallen wird.

 

KINDLICHE BEZIEHUNG

 

Im Gegensatz zur symbiotischen Paarkultur sind wir hier der eigenen Individualität bewusst, aber sind vorsichtig damit, diese zu zeigen. 

Da das Kind im Gegensatz zum Fötus, der in der körperlichen Symbiose mit seiner Mutter lebt, jedoch sein eigenes Wesen und seine Andersheit spüren kann, sucht nach Wegen, wie man hiermit umgehen kann. Ein Weg ist beispielsweise der, alles, was dem anderen an mir nicht gefallen könnte, geheim zu halten. Das ist die größte, evolutionär angelegte Angst eines Kindes, dass es von den Eltern verlassen wird, weil es nicht ihren Werten entspricht. Sicherheit ist der höchste Wert und Harmonie das Mittel, um diese zu erreichen. 


Praktisch kann dies zum Beispiel dadurch gelingen, dass man klare Rollenvorstellungen hat und die Erwartungen des anderen erfüllt, sodass man möglichst berechenbar bleibt. 

Wessen Handeln in der Paarbeziehung von der Angst vor dem Verlassen werden bestimmt wird, der setzt alles daran, dem anderen möglichst zu gefallen. Die eigene Individualität wird aufgegeben zugunsten des Zusammenseins. In traditionellen Kulturen entspricht dies nach wie vor dem Bild einer guten Ehe.

 

JUGENDLICHE BEZIEHUNG

 

In Paarbeziehungen entspricht das einer Kultur, in der Individualität der höchste Wert ist und konstant in der Angst gelebt wird, dass man vom anderen eingeschränkt wird, wie ein Jugendlicher, der die demütigende Erfahrung macht, von seinen Eltern in die Schranken gewiesen zu werden. Das Problem dieser Art von Paarkultur, die in der modernen westlichen Welt sehr verbreitet ist, liegt darin, dass man meist schon präventiv oder mit der Energie eines quasi Schocks darauf reagiert, wenn der Partner einen Wunsch hat, der die eigene Freiheit einengen könnte. 


Das, was hier unterdrückt wird und nicht gesehen werden darf, ist der Wunsch nach dem Zusammensein, nach Gemeinsamkeit, das Bedürfnis nach Bindung. Man schützt die eigene Freiheit, aber traut sich nicht, etwas Gemeinsames zu bilden und dem Umstand ins Auge zu sehen, dass man sich persönlich verändert, wenn man sich auf eine verbindliche Beziehung einlässt. Die heute viel zitierte Generation Beziehungsunfähig, hat viel damit zu tun, dass Menschen auf der einen Seite mit einem inneren Katalog an Forderungen an einen möglichen neuen Partner rangehen und auf der anderen Seite nicht bereit sind, die Heiligkeit ihres eigenen Ichs für eine Beziehung infrage zu stellen. 

  

ERWACHSENE BEZIEHUNG

 

Eine erwachsene Paarkultur zeichnet sich durch einige Aspekte aus, die ein Paar entwickelt hat. Der erste liegt darin, dass ein Erwachsener sich im Gegensatz zu einem Kind selbst beruhigen kann und nicht dem Partner diese emotionale Aufgabe zuschiebt. Es heißt zweitens, dass man in der Lage ist, den anderen zu sehen, wie er ist, statt darauf zu bestehen, dass er mit dem Bild übereinstimmt, was ich mir innerlich von ihm gemacht habe. 


Der Psychologe Wolfgang Giegerich hat einmal gesagt, „Liebe ist die Bereitschaft, leidend (...) zu erfahren, wie der Geliebte wirklich ist, und den Schmerz dieser Erfahrung nicht als Einwand gegen den Geliebten zu verwenden“.


Ein seelisch erwachsener Partner ist in der Lage, mit Spannungen und Ängsten zu leben, in sich selbst wie auch in der Beziehung und kann dies tragen, ohne den anderen manipulieren zu müssen.


Ein erwachsener Mensch mit ausreichend Lebenserfahrung hat sich selbst inklusive der dunklen Seiten seiner Persönlichkeit kennengelernt und kann das eigene Handeln und Fühlen infrage stellen. Und: Man muss bereit sein, viele kindliche Illusionen über die Paarbeziehung sterben zu lassen. Mein Partner ist weder Märchenprinz noch Prinzessin, sondern ein normaler Mensch, Liebe ist ein Gefühl ähnlich den Gezeiten, sie kommt und geht und ist damit ein Prozess statt eine Konstante.


So fürsorglich mein Gegenüber auch ist, es gibt Bereiche meiner Seele und meines Lebens, in denen ich alleine bleiben werde. Diese Desillusionierungsliste ließe sich noch beliebig mit weiteren Ansprüchen fortführen, die Menschen an den Partner haben oder noch allgemeiner, unbewusst ans Leben oder die Beziehung richten. 


Wenn solche unbewussten Ansprüche das Innere regieren, liegt die Heilung in einem beherzten Schritt in die Wirklichkeit hinein und in der Bereitschaft, alle Illusionen fahren zu lassen und dann zu schauen, was bleibt. Das ist einer der Schritte, bei denen man ein Paar von außen unterstützen kann und es bedeutet für mich auch den Eintritt in ein seelisches Erwachsensein hinein. 

 

 

SEELISCH ERWACHSEN SEIN

 

Im ErwachsenSein beginnen wir uns wieder als Teil einer Ganzheit zu sehen und zu erkennen, dass die eigentliche Bewegung der Welt und damit auch unsere eigene Bewegung, unser eigenes Wollen und Handeln – nicht von uns persönlich ausgeht, sondern von dieser Ganzheit.


Es geht bei unserem Leben nie um uns als Individuen, um unsere „Selbstverwirklichung“ im Sinne eines Ich-Projektes – das ist der große Irrtum der Jugend, auch der große Irrtum der Moderne. Es geht um das Leben selbst, um dessen „Sehnsucht nach sich selber“, die sich in jedem einzelnen auf verschiedene Weise verwirklichen möchte. Wir sind nur die Instrumente, auf denen das Leben seine Musik erklingen lässt.

 

Das Erwachsensein bringt auch die Offenheit des Herzens mit sich. Die Liebe gibt, ohne etwas zurück zu wollen. Dies wird zunächst als Verwundbarkeit und Verletzlichkeit empfunden. Schließlich liefert man sich an etwas (im Leben) aus, das man nicht kennt und bei dem man nicht weiß, was man zu erwarten hat. Hier hat man nichts mehr "im Griff". Dies ist die große Hürde, vor der viele zurückschrecken.

 

Der Weg des Herzens erscheint aus der Sicht der Jugend / des Ich Bewusstseins als ein Weg großer Verwundbarkeit und daher als größtes Risiko. 


Text Malte Nelles Beziehungsintegrationsprozess und Wilfried Nelles - www.nellesinstitut.de

 
 
 

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